Wasserstoffbusse als wirksames Mittel zur Dekarbonisierung von Verkehrsflotten
Im Juli 2021 veröffentlichte die Europäische Kommission ihr "Fit for 55" Maßnahmenpaket, mit dem das Ziel einer 55-prozentigen Verringerung der Treibhausgasemissionen (THG) bis 2030 im Vergleich zu den Werten von 1990 erreicht werden soll. Diese Maßnahmen waren eine Reaktion auf den Europäischen Green Deal vom Dezember 2019, der Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent machen soll.
Diese Erklärungen sind zwar begrüßens- und bewundernswert, aber wie genau sollten die lokalen Behörden vorgehen, um dieses Ziel zu erreichen?
Eine Möglichkeit, sich diesem Problem zu nähern, besteht darin, dass die Kommunen die Dekarbonisierung ihres Fuhrparks in Erwägung ziehen, unabhängig davon, ob dieser im Besitz der Kommune oder eines Drittanbieters ist. Der Verkehr ist für 30 Prozent aller Treibhausgasemissionen in der EU verantwortlich und ist damit der größte Emissionssektor. Eine zunehmend verbreitete Methode zur Verringerung der Treibhausgasemissionen von kommunalen Fuhrparks und Stadtbussen ist der Einsatz von Wasserstoff als Kraftstoff.
Wasserstoffbetriebene Brennstoffzellenbusse - nichts Neues in Europa
Lokale Behörden in ganz Europa setzen bereits seit vielen Jahren wasserstoffbetriebene Busse ein, so dass der Einsatz von Wasserstoff als alternativer Kraftstoff zum Diesel keine besonders neue Entwicklung ist. Die ersten Wasserstoff-Brennstoffzellenbusse (FCB) von Transport for London wurden 2002 auf der Riverside-Buslinie RV1 eingesetzt, die das Zentrum Londons mit den Attraktionen der South Bank verbindet. Einige lokale Behörden und Städte in Europa betreiben sie bereits seit einem Jahrzehnt. Der Aargau in der Schweiz beispielsweise betreibt seit 2011 FCBs, während eine Reihe von europäischen Städten, darunter Barcelona und Lyon, kürzlich in eine wasserstoffbetriebene Flotte investiert haben. Im Vereinigten Königreich haben Aberdeen, Dundee, Liverpool, Birmingham und Brighton ähnliche Investitionen getätigt oder planen sie.
Viele dieser Projekte wurden im Rahmen der Gemeinsamen Initiative für Wasserstofffahrzeuge in Europa (JIVE) finanziert, die darauf abzielt, 139 FCBs und die dazugehörige Betankungsinfrastruktur im Vereinigten Königreich, in Frankreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden und Spanien einzuführen. JIVE begann im Januar 2017 und wird sechs Jahre lang laufen. Es wird durch einen Zuschuss in Höhe von 32 Millionen Euro vom Gemeinsamen Unternehmen "Brennstoffzellen und Wasserstoff" (FCH JU) aus dem Rahmenprogramm für Forschung und Innovation "Horizont 2020" der Europäischen Union kofinanziert. Ein zweites Projekt, JIVE2, startete im Januar 2018. Insgesamt werden die JIVE-Programme für den bisher größten Einsatz von Brennstoffzellenbussen in Europa verantwortlich sein: fast 300 Brennstoffzellenbusse in 22 Städten bis Anfang der 2020er Jahre.
Öffentliche Einrichtungen im Vereinigten Königreich, die dem Beispiel der oben genannten Einrichtungen folgen möchten, können nun FCB über einen neuen Beschaffungsrahmen ( ) beschaffen, der von The Procurement Partnership (TPPL) bereitgestellt wird und lokalen Behörden in den nächsten vier Jahren Zugang zu 27 Buslieferanten bietet.
Die Vorteile der FCBs
FCBs bieten eine Reihe von Vorteilen für Kommunen, die eine Dekarbonisierung der städtischen Busflotten anstreben. Mit einem vollen Wasserstofftank können sie bis zu 300 Meilen weit fahren. Der Betankungsvorgang ähnelt dem konventionellen Tanken und dauert je nach Höhe der Investition nur 10-15 Minuten. FCBs sind auch leise im Betrieb, was dazu beiträgt, den Lärmpegel auf ein Minimum zu reduzieren, und das einzige, was aus ihren Abgasrohren austritt, ist Wasser. Die benötigte Betankungsinfrastruktur ist modular aufgebaut, so dass die Kommunen mit einer relativ kleinen Anlage beginnen und diese mit dem Wachstum ihrer Flotten und dem Einsatz verschiedener Fahrzeugtypen ausbauen können.
Ein zusätzlicher Vorteil für lokale Behörden, die mit der Umstellung ihrer wasserstoffbetriebenen Flotte auf Busse beginnen, besteht darin, dass es sich bei Bussen in der Regel um große Stückzahlen handelt, was bedeutet, dass Projekte mit nur einigen wenigen Bussen beginnen können und dann mit einer Flotte von 50 bis 100 Bussen finanziell rentabel werden. Ein Überblick über Projekte in ganz Europa zeigt, dass 20 bis 25 Busse in der ersten Zeit eine durchschnittliche Zahl sind, da die Wirtschaftlichkeit günstiger ist und die Kommunen ihre Emissionen viel schneller reduzieren können. Und durch die Installation einer größeren Station wird es für sie auch einfacher, breitere Anwendungen zu nutzen und andere Nutzer, wie z. B. Lkw und Pkw, anzuziehen.
Räte sind Vorreiter bei der Einführung von FCB
Birmingham ist ein gutes Beispiel für eine Stadtverwaltung, die diese Art von Technologie mit Hilfe von Investitionen von National Express und der Finanzierung durch britische und europäische Einrichtungen angeschafft hat. Die Stadtverwaltung hat beschlossen, mit 20 FCB zu beginnen und sie im Rahmen ihres Clean Air Hydrogen Bus Pilotprojekts in ihre Flotte aufzunehmen. Sie hofft, dass damit die nächste Phase der Entwicklung von Wasserstoffbussen, der Produktion und der Betankungsinfrastruktur eingeleitet wird.
Es hat zwei Jahre gedauert, bis Birmingham den Punkt erreicht hat, an dem es seine Wasserstoff-Brennstoffzellentechnologie auf den Weg bringen kann. Das Pilotprojekt wird Birmingham in die Lage versetzen, eine führende Rolle in der Debatte über politische Maßnahmen zur Förderung des emissionsfreien öffentlichen Verkehrs auf lokaler Ebene zu spielen und diese Führungsposition zu nutzen, um Impulse für andere Wasserstoffnutzer in der Stadt zu geben. Mit dem Beginn des Betriebs von FCBs wird die Stadt erfahren, welche Strecken sich am besten dafür eignen und wie hoch der Anteil an wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen in ihrer Flotte sein sollte.
Zu den Einrichtungen, die das Pilotprojekt finanziert haben, gehören das Office for Low Emission Vehicles (OLEV) und das Projekt JIVE/FCH JU. Neben dem Forschungs- und Innovationsprogramm Horizont 2020 der Europäischen Union wird das Gemeinsame Unternehmen FCH auch von Hydrogen Europe und Hydrogen Europe Research unterstützt.
Die Stadt Köln hat ebenfalls eine beträchtliche Investition in ihr emissionsfreies Verkehrsnetz getätigt, indem sie 15 FCBsbeschafft hat, die bis Ende 2021 ausgeliefert werden sollen. Die Fahrzeuge wurden von JIVE 2 mit Unterstützung des Gemeinsamen Unternehmens FCH sowie von lokalen und nationalen Stellen finanziert.
Es ist zwar positiv zu sehen, dass diese und andere Städte bei der Einführung von FCB eine Vorreiterrolle einnehmen, aber die Stadtverwaltungen müssen auch über ihren eigenen Fuhrpark hinausschauen und andere Interessengruppen ermutigen, ihre Fahrzeuge umzurüsten, unabhängig davon, ob sie kommunale Dienstleistungen erbringen oder nicht. Die Tankstelle einer Kommune muss nicht nur für die Nutzung durch die Kommune reserviert sein, sondern kann so konfiguriert werden, dass sie von verschiedenen Nutzern und Fahrzeugen in Anspruch genommen werden kann. Wenn die Stadtverwaltungen bereit sind, eine so bedeutende Investition in die Zukunft des emissionsfreien Verkehrs in ihrer Stadt zu tätigen, ist es sinnvoll, dass sie dafür sorgen, dass diese Investition möglichst vielen Beteiligten zugute kommt.
In unserem nächsten Blogbeitrag werden wir uns mit den verschiedenen Arten von Tankstelleninfrastrukturen befassen und erörtern, wie Kommunen bei der Installation von Tankstellen vorgehen können, um den größtmöglichen Nutzen für alle lokalen Akteure zu erzielen.
Wenn Sie weitere Informationen über die Betankungsmöglichkeiten für die potenzielle Wasserstoffbusflotte Ihrer Gemeinde wünschen, wenden Sie sich bitte an oder.
Von Nick Power, Hydrogen Business Development Manager - EMEA, Haskel Hydrogen Systems Group